Unternehmen zukunftsfähig machen

August 2019 | Interview

Jens Springmann: Unternehmen zukunftsfähig machen

Für unser neuestes Interview haben wir haben uns mit dem Trainer und Coach Jens Springmann getroffen. Jens hat vor Kurzem zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der creaffective GmbH das Buch „Future Fit Company“ veröffentlicht. Wir haben uns mit ihm über das Buch und den Fitnesszustand von Unternehmen unterhalten.

Jens, du hast vor Kurzem zusammen mit Kolleginnen und Kollegen das Buch „Future Fit Company“ veröffentlicht. Worum geht es in eurem Buch?

Wir befinden uns alle mitten in einem großen Wandel der Arbeitswelt. Ausgelöst und beschleunigt durch die Digitalisierung entstehen neue Möglichkeiten: für Innovation, Kollaboration und Partizipation. Gleichzeitig haben immer mehr Menschen andere Vorstellungen, wie wir sinnvoll in Unternehmen zusammenarbeiten. Mit unserem Buch wollen wir Autoren aufzeigen, wie Unternehmen zukunftsfähig werden können. Wir sind überzeugt davon, dass wir uns zunächst alle als Individuen und schließlich auch im Kollektiv verändern können.

Wer sollte euer Buch auf jeden Fall lesen?

Oft sind es in Unternehmen die Macher, Entscheider und Veränderer, die beim Thema Wandel vorangehen. Wer sich dazu zählt, für den ist „Future Fit Company“ eine gute Arbeitsgrundlage, um das eigene Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Aber letztlich wollen wir niemanden ausschließen, sondern jeden mit unseren Trainingsplänen zum Mitmachen einladen. Wer sich fragt, wie wir im Team besser miteinander kommunizieren oder gemeinsam unsere tägliche Arbeit organisieren können, der sollte sich genauso angesprochen fühlen, wie derjenige, der sich mit dem Mehrwert eines Kreativitätsprozesses oder eines schnellen Prototypen auseinandersetzen möchte.

Ihr beschreibt in eurem Buch die „vier Räume einer Organisation“. Was steckt dahinter?

Wir sehen vier gedankliche Ebenen (oder Räume) auf denen eine Organisationen ihre Zukunftsfitness trainieren kann. Diese dienen uns als Denkrahmen, um verstehbar und greifbar zu machen, was wie trainiert werden könnte.

Wir unterscheiden:

  1. Einen individuellen Raum, in dem wir über uns selbst und unser Bewusstsein reflektieren. Hier geht es viel um Haltung und unsere Einstellung zu unserer Arbeit in der Organisation.
  2. Einen zwischenmenschlichen Raum, in dem wir miteinander kommunizieren und uns austauschen. Hier geht es darum, wie wir als Menschen miteinander umgehen.
  3. Einen operativen Raum, in dem die Arbeit mit und für unsere Kunden im Fokus steht. Hier geht es um Prozesse und das Management der täglichen Arbeit, die möglichst effektiv ablaufen sollten.
  4. Einen strukturellen Raum, in dem wir die Struktur unserer Organisation gestalten. Hier geht es um die Verfasstheit der Organisation, die Verteilung von Einfluss und die Frage, wie Entscheidungen getroffen werden.

Die meisten Unternehmen konzentrieren sich momentan auf operative Aspekte. Das ist wichtig, alleine jedoch nicht ausreichend.

Ein Erfolg kann auch ein Misserfolg sein, aus dem wir die richtigen Lehren ziehen. Klicken Sie um zu Tweeten

 

Kannst du uns exemplarisch drei Werkzeuge aus euren Trainingsplänen vorstellen?

In einer „Future Fit Company“ gibt es aus unserer Sicht eine Reihe von Prinzipien, die allgemein eine Rolle spielen sollten. Diese gilt es zu verstehen und der Situation angemessen anzuwenden. Eines von acht Prinzipien, das wir in unserem Buch erklären, ist das Prinzip der Transparenz. Das bedeutet für uns: Wir verhindern bewusst den Aufbau von Wissensinseln und entsprechenden Machtstrukturen, indem wir Informationen frei zur Verfügung stellen, sofern der Organisation und ihren Mitarbeitern daraus kein Schaden entsteht. Konkret ausdrücken können sich diese Prinzipien in spezifischen Werkzeugen, die für bestimmte Situationen zum Einsatz kommen können. Zu nennen sind hier zum Beispiel der Konsent (nicht Konsens!) zur Entscheidungsfindung, die Nutzung von Check-in Formaten für Meetings oder die Arbeit mit transparenten Gehaltsmodellen.

Durch deine Trainings und Coachings kommst du viel herum und gewinnst immer wieder neue Einblicke in die unterschiedlichsten Unternehmen. Was überrascht dich dabei am meisten?

Es gibt in unseren Unternehmen in Deutschland richtig viele gute Leute! Diese wollen etwas bewegen und leben bereits viele Prinzipien von New Work, Innovation und Agilität. Leider sind viele Menschen und ihr Wirken nicht in der Weise sichtbar, die es bräuchte, um im eigenen Unternehmen den Funken für Veränderung zu versprühen. Sie wirken häufig nur im Verborgenen, weil sie sonst zu stark anecken würden. Ich wünsche mir, dass wir in großen Unternehmen, aber auch im Mittelstand, mehr über Erfolge reden und Möglichkeiten aufzeigen. Ein Erfolg kann übrigens auch ein Misserfolg sein, aus dem wir die richtigen Lehren ziehen.

Am Ende überwindet man den Schweinehund ganz leicht: Einfach machen! Klicken Sie um zu Tweeten

 

Wie können Unternehmen ihren „inneren Schweinehund“ überwinden, um sich zukunftsfähig zu machen?

In der Vorbereitungsphase unseres Buches haben wir viele Gespräche mit Kunden und anderen Unternehmen geführt. Es hat sich gezeigt, dass die allgemeine Notwendigkeit für Zukunftsfitness auf alle Organisationen zutrifft. Unternehmen haben teilweise jedoch ganz akute Schmerzpunkte, die jetzt besonders relevant sind. Hierzu haben wir das Konzept der fünf Ausgangssituationen entwickelt, anhand derer sich Unternehmen einstufen können, um besonders relevante Trainingsbedarfe zu identifizieren. Für manche mag zum Beispiel die Frage, wie das Unternehmen zukunftsfähig und innovativer werden könnte, besonders wichtig sein. Andere überlegen hingegen, wie sie die interne Zusammenarbeit verbessern könnten. Am Ende überwindet man den Schweinehund ganz leicht: Einfach machen!

Von Albert Einstein gibt es das schöne Zitat „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Warum sollten wir uns deiner Meinung nach mehr mit der Zukunft beschäftigen?

Ganz klar: Die Zukunft ist gestaltbar! Ich kann mir die Zukunft ausmalen, Zukunftsbilder entwerfen, Ziele stecken und auf diese hinarbeiten. Viele halten in meinen Augen zu sehr an der Vergangenheit fest, am Erhalt des Status quo. Ich wünsche mir, dass wir mutiger werden: in der Wirtschaft, in der Politik, im Miteinander. Die notwendigen Schritte gehen, Lernen, Verwerfen oder Weitermachen. Ich bin vor kurzem zum ersten Mal Vater geworden und wünsche mir für meine Tochter eine spannende und sinnvolle Zukunft. Ich möchte dazu beitragen, dass wir diese Zukunft für unsere Kinder und uns selbst gestalten und nicht versuchen, krampfhaft ein Abbild der Vergangenheit zu erschaffen.

Ein toller Schlusssatz! Vielen Dank für das Gespräch, Jens!

 

Über Jens Springmann:

Jens Springmann ist Trainer, Moderator und systemischer Team Coach. Nach einem BWL-Studium und zehn Jahren Erfahrung in traditionellen Verlagshäusern lernte er bei creaffective das „Neue Arbeiten“ schätzen. Er ist davon überzeugt, dass Unternehmen mit Strukturen auf Augenhöhe und den richtigen Werkzeugen mehr bewegen können.

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